Urlaub (30.6.2010)

05.00 Uhr der Wecker klingelt. In meinem Kopf tauchen ganz langsam Gunthards Worte auf: 07.00 Uhr Frühstück – 07.30 Uhr Einweisung an der Baustelle – um 08.00 Uhr kommt der LKW mit der Kellerdecke.

Also: aufstehen, duschen, Tee trinken, Sachen packen, los fahren zur Burg – ich habe das so gewollt, ich wollte mitbauen und auch mal dabei sein. Ich habe Sehnsucht nach praktischer Arbeit und Menschen, die anpacken.

Pünktlich um 07.00 Uhr wird gefrühstückt, die Einweisung an der Baustelle erfolgt teilweise schon am Frühstückstisch und dann sind wir draußen am Bau. Kranführer Wolfram ist schon da, er sieht auch aus als hätte er Urlaub: gelassen, gut gebräunt, Sonnenbrille und 7/8-Hose.

Schon vor 8.00 Uhr ist der erste LKW mit den Betonfertigteilen für die Decke eingetroffen. Bevor die ersten Teile auf die Außenwände gelegt werden, sind noch einige Vorbereitungen erforderlich: Meike und Jule zeichnen die Lage der Deckenteile an – sie tun das sehr kompetent und kreativ mit Blumen um den wichtigen Strich.
Die anderen legen Neoprenband auf die Außenwände, bauen Gerüste und kehren den Keller.

Und: Endlich geht es richtig los! Das erste Element schwebt von Wolfram gesteuert schwerelos über den Keller, wird dann von Gunthard, Katja und Thiemo freundlich begrüßt und liebevoll auf die Kelleraußenwände gelegt. Wir haben ein kleines Stückchen Kellerdecke – immer mehr Teile werden ebenso passgenau und mal zart, mal rumpelnd vom LKW auf den Keller des ENB transportiert und im Keller wird es schattig. Das tut uns gut.

Es folgt eine weniger gute Nachricht: der zweite LKW steht am Burgberg und kommt nicht hoch. Unsere Kellerdecke hängt fest. Eine fachkundige Truppe macht sich auf den Weg und Wolfram stellt fest: „ kein Wunder, falsch geladen, das Gewicht liegt auf dem A….! der kommt hier alleine nie hoch.“ Burgbetriebsleiter Jörg Zimmer weiß Rat und ruft Frau Breun an. Von dort kommt ein Riesentraktor mit einem sehr netten Fahrer und für den ist es eine Kleinigkeit unsere Kellerdecke samt LKW den Burgberg hinauf zu ziehen. Danke sehr!

Wir haben die Pause genossen bzw. inzwischen die Werkzeuge gewaschen und dann geht es endlich wieder richtig los: Stück für Stück wird aus einer Bodenplatte mit Außenwänden ein Keller mit Decke.

Wir waren 13: Hauke Jule, Meike, Gunthard, Björn, Kai, Sigrid, Lara, Tolu, Thiemo, Katja, Inken und Eva. Ich hatte mit Euch einen unglaublich schönen Tag und dabei habe ich den schönen Abschluss verpasst: das Kellerfest mit Grillwurst, Erdbeerbowle und Liedern.

Mir ist immer noch nicht ganz klar, was der Zauber dieser Zusammenarbeit war und warum ich mit Sicherheit sehnsuchtsvoll an Euch auf dem Ludwigstein denke während ich hier die andere Arbeit mache: ist es die Freiheit jederzeit kommen und gehen zu können, ist es die Gemeinschaft, das gleiche Ziel, sind es vielleicht Meike und Gunthard, die kompetent und freundlich nie die Geduld verlieren oder ist es die Arbeit an der man die Fortschritte erkennen kann?

Niemand von uns hat mit dieser Energie und Freude gerechnet. Es ist ein Sommermärchen entstanden. Schwerelos und doch kraftvoll – wir danken Euch und wir werden das nicht vergessen. Wir werden unsere Versprechen einhalten.

Eva

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5 comments so far

  1. Stephan on

    (Blaue) Blumen weisen der tonnenschweren Decke den Weg, ein Kran blinzelt (auf den Zehenspitzen stehend) keck zum Burgturm. Ballett aus Stein und Stahl und Mensch. Erbauer – ich bin hingerissen!

  2. zwusel on

    ooohhh wie schön geschrieben! Da kommt einem ja die Sehnsucht sich auf zu machen und zum Ludwigstein zu fahren! Sobald ich meine Scheibe und meine Becher mal alleine lassen kann, mache ich mich auf jeden Fall auf! Ich will auch Blumen als Markierungen malen!!!! Jeder der Zeit hat sollte sich das nicht entgehen lassen!

    Adis zwusel

  3. tolu on

    Wir brauchen hier unbedingt eine Suchtpräventionsspalte mit konkreten Hinweisen für den folgenfreien Rücksturz zur Erde!

  4. Inken on

    Ich vermisse euch jetzt schon! Wenn ich jetzt eine Baustelle sehe… bekomme ich „Heimweh“

  5. Ewo on

    ja, Zwusel hatte recht!
    Hier sind wirklich schöne und bewegende Texte zu lesen & eindrucksvolle Bilder zu bestaunen! Man spürt eine wundervolle Gemeinschaft!


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